Donnerstag, 26. April 2012

Brasilien

Wenn ich hier in Brasilien neue Leute kennen lerne (und das tue ich oft :D), dann muss ich denen natürlich immer meine Geschichte erzählen und tausende von Fragen beantworten; wie es mich hierher verschlagen hat, was für Erfahrungen ich gemacht habe, was ich schon alles von Brasilien gesehen habe usw. 
Es gibt allerdings eine Frage, die mir immer (und damit meine ich auch immer) gestellt wird: "Was magst du am meisten an Brasilien?"
Tja, und diese Frage beantworte ich immer gleich: Die Menschen!
Ich glaube die Leute hier in Brasilien sind etwas ganz besonderes. Viele sagen ja, dass überall in Südamerika die Menschen unglaublich nett und sympathisch und herzlich sind. 
Meiner Meinung nach sind die Brasilianer jedoch nochmal eine Stufe fröhlicher und herzlicher. Ich kann das natürlich nicht sicher sagen, weil ich noch nie in einem anderen Land in Südamerika war, als Brasilien, aber ich kann mit einfach nicht vorstellen, dass die brasilianische Lebenslust in ganz Südamerika verteten ist :D

Am meinem ersten Schultag hier in Brasilien kamen bestimmt 100 Leute auf mich zu, die mich mit ihren Fragen ausgequetscht haben. Natürlich war das für mich ein bisschen anstrengend, so kurz nach meiner Ankunft und ich glaube ich war ziemlich überfordert mit der Situation, aber im nachhinein ist es so schön! Ich wurde gleich auf Geburtstage eingeladen, von meinen Klassenkameraden wurden mir einfache portugiesische Sätze beigebracht. Dadurch habe ich schnell Anschluss in der Klasse gefunden und Freunde gehabt udn das hat mir meinen Start in mein neues Leben, der für mich alles andere als einfach war, ziemlich erleichtert!

Es ist die offene, unerschrockene und herzliche Art, mit der die Menschen hier auf neue Leute, besonders welche aus anderen Ländern, zugehen. Wenn ich Freunde hier besuche, dann ist das erste was gesagt wird: "Fühl dich wie zu Hause!" Die Eltern kommen auf mich zu, reden mit mir und am Ende heißt es immer: "Komm uns ganz bald wieder besuchen! Und wenn du nicht aus Brasilien weg möchtest: wir adoptieren dich gerne!" (<- etwas, wozu ich nicht 'nein' sage :D)

Wenn ich mich mit Austauschschülern in Deutschland unterhalte (vor allem die, die nicht aus den Südamerikanischen Ländern kommen), dann merke ich, dass ihr Start meistens um einiges schwieriger ist. Sie sind schüchtern und können die Sprache nicht und dann sind sie auch noch in Deutschland -> NICHT EINFACH! Die Mehrheit der Deutschen (und das ist ganz wichtig, denn es gibt immer Ausnahmen [und damit habe ich das jetzt erwähnt]) interessieren sich ein paar Tage für den Neuankömmling und das wars dann auch schon wieder. Viele denken sich, dass die Austauschschüler sich nicht für die anderen interessieren oder langweilig und damit nicht 'cool' sind, weil sie still mit am Tisch sitzen und nichts mit zur Konversation beitragen. Aber das Problem ist ein anderes. Sie verstehen nichts, weil niemand ihnen hilft mit in der Konversation drinnen zu bleiben (also ihnen beim Verstehen hilft). Tja, und wenn die Deutschen das ein, zweimal miterlebt haben, dann ist es ihnen auch zu dumm und sie lassen denjenigen/ diejenige außer Acht. Und das macht den Austauschschülern den schwierigsten Start überhaupt, weil sich viele entmutigt fühlen. Und ich habe hier EINIGE Austauschschüler kennengelernt, die ein Jahr in Deutschland waren [hier zu beachten ist, dass sie aus Brasilien sind!!!!] und so gut wie allen hat es am Anfang nicht gefallen und sie wollten oft nur noch wieder nach Hause! Erst ab etwa der Hälfte des Austausches ging es bergauf (weil sie die Sprache konnten) und am Ende wollten sie nicht mehr wieder nach Hause :D
Und als ich das gehört habe, wurde es mir richtig peinlich. Ich meine, ich war/ bin auch eher verschlossen, aber wenn ich eins gelernt habe hier, dann ist es Freundschaften zu pflegen und glücklich darüber zu sein, so viele Freunde auf der ganzen Welt zu haben. 
Ich meine ihr Deutschen solltet froh sein, jemanden aus Kanada, Brasilien, Mexico, Finnland, Ungarn, Australien etc. zu kennen!!!!! Man kann denjenigen besuchen, lernt mit dem Menschen eine neue Kultur kennen, vielleicht lernt man auch einige Wörter in einer neuen Sprache... 

Ich glaube darüber haben sich die meisten noch keine Gedanken gemacht oder haben es noch nicht richtig verstanden, was es heißt einen Freund in einem anderen Land zu haben!
Ich hoffe der eine oder der andere überlegt sich das vielleicht mal und geht demnächst anders auf neue Leute zu!
Deutschland ist ein wunderwunderbares Land, dass ich hier zu schätzen gelernt habe und es gibt dort so viele schöne Sachen zu sehen und zu erleben, aber es gibt auch Leute, die die Erfahrungen eines Inbounds dort unabsichtlich mit ihrem Verhalten kaputtmachen können (unabsichtlich deshalb, weil es den meisten gar nicht auffällt!).

Beijos
-Hannah

PS: da ich selber absoluter 9gag Fan bin entschuldige ich mich hiermit ausdrücklich für diesen Monster-Post, aber es war mir einfach wichtig, mal etwas darüber zu schreiben!
PPS: Ich weiß nicht, ob es für den ein oder anderen so rüber gekommen ist, aber ich bin auf dieses arrogante/ unfreundliche Verhalten der meisten Deutschen verdammt sauer! Und eigentlich tut es mir leid, falls ich dem ein oder anderen damit vielleicht nahe getreten sein soll... aber auch nur eigentlich.

Is this Paradise? Beachte: Hängematten im Hintergrund!

Fortaleza


PPS: Ich habe mich entschlossen immer mal wieder Bilder von meiner großen Reise zu posten, weil ihr da ganz viele noch nicht gesehen habt! Also werden hier wieder 2 folgen :)




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